Viele sehen,

     Manche beobachten,

            Wenige erkennen...

Beschwichtigungssignale

 

…wir verstehen oder sehen die Signale die unser Hund durch Gesten zeigt manchmal nicht.

 

Über Signale geben Hunde bekannt, wie sie sich gerade fühlen.

 

Beschwichtigungsgesten sind da, um Stress, Angst, Aggressionen etc. abzubauen. Somit beugen sie Konflikten vor.

 

Durch mangelnde Sozialkontakte und falsche Bestrafung verlernt der Hund diese Gesten. Diese Gesten sind fürs Miteinander lebenswichtig.

 

Es gibt 30 Beschwichtigungsgesten. Hier einige Beispiele:

Aktion

…wenn

…warum

…besser

Wegschauen/ Kopf wegdrehen

ein Hund gegenüber steht

jemand zu nahe kommt

man ihn anstarrt

er fühlt sich unwohl

 

neben den Hund gehen und ihn seitlich streicheln

 

Nase lecken

 

man sich über ihn beugt

wenn man verärgert mit ihm redet

wenn man gerade auf ihn zugeht

er möchte uns gutmütig stimmen

 

alles von der Seite machen

 

Hinsetzen / Hinlegen

 

er sich auf den Rücken legt

er sich auf den Bauch legt

ein Welpe sich auf den Rücken legt

er unterwirft sich

er möchte die Situation entschärfen

weil das Spiel zu rau ist

einen Gang zurück schalten

 

Schlangenlinien gehen

 

Hunde aufeinander zugehen, gehen sie immer im Bogen aufeinander zu. Nie gerade

der Hund sieht es als Bedrohung

 

von der Seite

 

Langsames gehen

 

 

es ist ein Beruhigungssignal

auf den Hund hören und einfach einen Gang zurückschalten

Gähnen

 

Stress da ist (z.B. Tierarztbesuch)

 

er versucht so den Stress abzubauen

 

wir sollten auch ab und an gähnen, um den Hund zu beruhigen und zeigen, dass wir Beschwichtigungssignale aussenden

Schnüffeln

 

er Kommunikation zum Artgenossen aufbaut

 

trotzdem auf andere Signale achten

 

Rutewedeln

 

 

Wedeln + andere Geste zusammen = der Hund ist nicht glücklich

Wedeln + geduckte Haltung = der Hund beschwichtigt

Bei Fremden wedeln + Kopf wegdrehen = hoffen auf ein friedliches Miteinander

 

Urinieren

 

sich Hunde begegnen oder ein großer Hund erschnüffelt wird

 

starke Beschwichtigung

kaum ein Unterschied zu erkennen zwischen Beschwichtigung und Markierung

 

 

Weitere Beschwichtigungssignale 

Hecheln = Hunde hecheln wenn sie Stress haben. Beispielsweise wenn eine große Hundegruppe zusammen ist und es dem hechelnden Hund zu viel wird.

Sich hinlegen/hinsetzen = wenn das Spiel zu heftig wird, setzt der „bedrängte“ Hund sich, um zu zeigen, dass das Spiel zu wüst ist.

Vorderkörper beugen = So werden Spiele die zu heftig werden „entschleunigt“ oder es wird angezeigt, dass das Training zu anstrengend ist.

Pfote heben = fühlt sich ein Hund in die Enge gedrängt und kann nicht weg, hebt er seine Pfote.

Einen Bogen laufen = Hunde laufen in einem Bogen umeinander rum um bevor sie sich beschnuppern. Direktes aufeinander zugehen wird als Provokation gewertet.

Geduckte Haltung = kommt ein Hund in geduckter Haltung auf einen zu, merkt er, dass wir angespannt sind und versucht so, die Lage zu entspannen.

 

Hunde-Expertin und –Trainerin Turid Rugaas mit Ihren Forschungen zum Thema Calming signals

 

Turid Rugaas ist eine norwegische international tätige Hunde-Expertin und Autorin von Sachbüchern die sich mit dem Thema „Calming“ (Beschwichtigung) beschäftigt.

 

Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sie sich hauptberuflich mit Hunden, unter anderem auch als Trainerin. Ende der 1980er Jahre begann sie die Kommunikation unter Hunden zu untersuchen. Die Ergebnisse schrieb sie in Sachbüchern nieder. Noch heute gibt sie Trainings hier in Deutschland (nächstes Jahr wieder).

 

Chucha's Beschwichtigungssignale

 

  

-       wir mit ihr spazieren gehen und sie weit zurückliegt weil sie „trödelt“. Wenn wir dann auf sie zugehen, wedelt sie mit dem Schwanz, versucht die Ohren hängen zu lassen und macht sich klein (legt sich aber nicht hin).

 

-       ihr jüngere Hunde zu aufdringlich werden. Dann versucht sie wegzugucken und dreht den Kopf soweit es geht zur Seite.

 

-       bestimmte Hunde auf sie zukommen. Dann schnüffelt sie an irgendwelchen Hecken oder Büchen, lässt aber ihr Gegenüber nicht aus den Augen. Bevor die Hunde dann direkt vor ihr stehen hört sie auf zu schnüffeln, spitzt die Ohren und man hat das Gefühl, als hätte sie den Hund erst jetzt bemerkt.

 

-       Hunde mit denen sie gerne „spielt“ vor ihr stehen. Dann geht sie vorne nach unten, den Hintern hoch und man hat das Gefühl, als würde sie lachen.

 

-       ein anderer Hund an ihr geschnüffelt hat. Dann markiert sie immer etwas, das etwas höher liegt (einen Erdhaufen oder so). Das witzige an Chucha ist, dass sie zwei Arten des Urinierens hat. Wenn sie uriniert weil sie muss, macht sie es wie eine Hündin, will sie markieren uriniert sie wie ein Rüde. Sie hebt ihr Hinterbein so weit hoch, dass die Hinterpfote an die Nase geht.

 

-       wir schnell auf sie zugehen und sie meint, dass sie etwas falsch gemacht hat. Dann legt sie sich hin. Als wir unsere Rampe kauften und wir versuchten ihr zu zeigen, wie man da hoch geht hat sie es auch ganz brav versucht. Leider war die Rampe zu steil und sie rutschte ab. Als wir es dann noch ein zweites Mal versuchten klemmte sie ihren Schwanz ein und legte sich auf den Bogen. Dabei schmatzte sie (es war kein richtiges Nasenlecken, kam dem aber gleich).

 

-       ich mit meiner Tochter Lena schimpfe. Dann macht sie sich ganz klein, legt sich auf den Bauch, klopft mit dem Schwanz und versucht die Ohren ganz weit hängen zu lassen. Dabei sucht sie aber immer Blickkontakt zu mir.

Belohnen und Ignorieren

 

Hunde sind Opportunisten.

Es geht Ihnen nur um ihren eigenen Vorteil.

 

 

Was macht einen guten Hundebesitzer aus: Er belohnt für richtiges Verhalten und ignoriert Fehler. D.h. macht der Hund etwas richtig, loben wir, macht er etwas falsch bleibt die Belohnung aus.

 

Durch ignorieren halten wir den Hund auf Abstand.

 

Kommt ein Hund auf mich zugelaufen und ich möchte dies nicht, bleibe ich ruhig stehen und drehe mich seitlich zu dem Hund. Durch die seitliche Stellung signalisiere ich Frieden. Auch schaue ich dem Hund nie direkt in die Augen, dies signalisiert Herausforderung.

 

Fast alle Bisse durch Hunde sind eigenes Verschulden des Menschen, der die Botschaften des Hundes nicht versteht.

 

Angst vor Hunden? Versuchen zu behandeln durch aktive Arbeiten mit dem Hund. Nie weglaufen und/oder laut schreien. Dies weckt den Jagdtrieb.

 

Ignorieren ist wichtig:

Probleme entstehen, wenn unser Hund sich zu wichtig fühlt und er dann die Führung übernimmt. Dies passiert wenn:

 

> er zu viel Aufmerksamkeit von uns bekommt.

> wir auf jeden Pieps achten

> wir uns anrempeln, anspringen und anbellen lassen

> wir jedes Stupsen mit Streicheln loben

> wir vor dem Hund ausweichen, damit er es nicht tun muss

> wir viel zu viel mit ihm reden

 

Sprechen mit dem Hund ist ok, Befehle beschränkt man jedoch auf ein Minimum. Die Führung bekommt man zurück, in dem man ihn bewußt und regelmäßig ignoriert.

 

Folgt er auf ein Kommando nicht, wird ignoriert und die Aktion abgebrochen. Wir drehen uns weg und machen etwas anderes. Wird dann gebettelt, müssen wir hart bleiben. So lernt der Hund, dass wenn er etwas gut macht, wir auch etwas Gutes tun (Loben).

 

Was bewirkt ignorieren, was ist ignorieren?

Wir gehen nicht auf den Willen bzw. das Verhalten des Hundes ein.

Ignorieren ist eine negative psychische Strafe.

Ob Ignoranz Wirksamkeit zeigt wissen wir erst, wenn wir auch   wissen, was wir damit erreichen wollen.

Wir entziehen dem Hund seine Motivation, sein Ziel erreichen zu wollen.

 

Wo sind die Grenzen der Ignoranz:

Überall da, wo das Hundeverhalten nicht in erster Linie auf uns zielt.

 

Falsch ist ignorieren, wenn das was der Hund macht, selbstlohnenden Charakter hat. Unser Verhalten wird dann als Erlaubnis gewertet. Beispielsweise beim Weglaufen des Hundes um mit anderen zu spielen, zu jagen oder das Stehlen von Gegenständen.

 

Ignorieren bei schon geschehenen Dingen an die der Hund sich nicht mehr erinnern kann. Es beugt den Vertrauensverlust vor.

 

Ignorieren kann man vermeiden, wenn man vorbeugt und dem Hund Grundkommandos beibringt. Dies spart Ärger und setzt Grenzen.

 

Ignorieren kann man einsetzen um dem Hund den Sinn seines Verhaltens zu nehmen. Z.B. das Betteln am Tisch. Ignorieren wir ihn vollkommen und schenken seinem Benehmen keine Beachtung, wird er es irgendwann einstellen.

 

Ignorieren ist ein wichtiges Hilfsmittel aber nur da, wo wir die Schlüsselrolle für das Verhalten darstellen (Erziehungsschwäche).

 

 

Der Wolf als (falschverstandenes) Vorbild:

 

Früher dachte man, dass Wölfe ihre Hierarchie festlegen durch Kämpfe und Gewalt. So versuchte der Mensch ebenfalls durch Strenge und Härte seine Überlegenheit zu demonstrieren. Fehlverhalten von Hunden wurde als Widersetzen ausgelegt und als Machtkampf. Die Aggressivität die man in Wolfrudeln sah entstand nur, weil der Mensch Wölfe verschiedener Rudeln zu einem Rudel in einem viel zu kleinen Gehege vergesellschaften wollte.

 

Die Tiere konnten sich nicht aus dem Weg gehen. Aggressionen kamen auf.

 

In freier Natur leben Wölfe im Familienverband mit einem Elternpaar und ihren Jungen. Sind die Jungen geschlechtsreif verlassen sie das Rudel und gründen ein eigenes. Alttiere sind nur durch ihre Körpersprache und ihr Markierverhalten dominant. Sie müssen es nicht ständig beweisen. Ebenso sollten wir es auch tun. Der Hund erwartet von uns eine psychische Überlegenheit, keine körperliche Überlegenheit.

 

Achtung vor Überforderung: Übungen sollten immer gestartet werden in reizarmer Umgebung. Nicht zu viele Eindrücke und dann auch noch Übungen wie Sitz, Platz etc. mit kombinieren. Dies würde den Hund überfordern. Lieber klein anfangen und dann steigern. Gut wäre ein Trainingsplan.

 

Belohnung: Es muss nicht immer ein Leckerli sein. Eine Belohnung kann alles sein, was der Hund mag. Z.B. Spielen, streicheln, Aufmerksamkeit. Aufpassen, dass der Hund nicht anfängt sich selbst zu belohnen (z.B. Jagdspiele. Hier werden Glücksstoffe im Gehirn freigesetzt).